Erotische Intelligenz. Die Erschließung der inneren Quellen sexueller Leidenschaft, Morin Jack

Jack Morin: Erotische Intelligenz. Die Erschließung der inneren Quellen sexueller Leidenschaft. Für die Männer und Frauen, die ihre erotischen Geheimnisse offenbart haben, damit andere den Mut finden, ihre eigenen zu entdecken.

Der Titel ist zunächst eine Provokation: Erotische Intelligenz. Zwei Dinge, die sich eigentlich ausschließen, sollte man meinen. Jack Morin gelingt es aber dennoch, beides miteinander zu verbinden. Tatsächlich muß man schon ein wenig Gehirnschmalz investieren, wenn die Lust im Bett (und anderswo) dauerhaft sein soll. Jack Morin spürt Störungen nach: traumatische Kindheitserlebnisse bis zum sexuellen Mißbrauch. Der Autor ist Sexualtherapeut und Psychoanalytiker und führt eine Praxis in San Francisco, wie aus dem Klappentext hervorgeht. Tatsächlich schildert er Fälle aus seiner eigenen Praxis: Auch Lehrer, die ein Verhältnis mit einer Schülerin aufbauen, gehören dazu. Jack Morin kommt auch nicht darum herum, das Thema homosexuelle Beziehungen anzugehen und tut das mit einer bemerkenswerten Nüchternheit und Offenheit, ja Selbstverständlichkeit. Möglicherweise hat seine räumliche Herkunft hier Einfluß ausgeübt, denn San Francisco als das Zentrum der Flower-Power-Zeit hat heute noch den Ruf, in dieser Hinsicht weltoffen zu sein. Sein Umgang mit diesem Thema ist wohltuend. Interessant sind seine Bemerkungen zu den Folgen von jeder Form von Pornographie. An einer Stelle beschreibt er, wie ein Mann das Gefühl nicht los wird, durch den Konsum derartiger Produkte ein Stück weit verdorben zu sein, mit der Folge einer Störung im Verhältnis zu seiner Frau, die eben äußerlich nicht so perfekt gebaut ist wie jene Models in den Zeitschriften. Spätestens an dieser Stelle bekommt das Wort von der Intelligenz im Titel eine echte Bedeutung. Auf dem unüberschaubaren Markt der Literatur zum Thema Sexualität hat Jack Morin hier ein Buch vorgelegt, daß über den Einheitsbrei dessen hinaus geht, was man sonst oftmals zu lesen bekommt. --Corinna S. Heyn