Soldat im Osten: Erinnerungen und Erlebnisse aus fünf Jahrzehnten, KulturKunststatt Prora, NVA-Museum, Horst Stechbarth

Horst Stechbarth war als Chef der Landstreitkräfte und Leiter der großen Paraden zum 1. Mai oder 7. Oktober in Berlin das „Gesicht“ der NVA. Sein Buch wird weniger als literarisches Werk gelesen, sondern als historisches Zeugnis. Es gilt als Pflichtlektüre für alle, die verstehen wollen, wie die militärische Führungselite der DDR tickte.

Authentizität: Ehemalige NVA-Angehörige schätzen den „burschikosen“ und direkten Ton. Stechbarth galt als „Soldat vom Scheitel bis zur Sohle“ und als jemand, der sich (im Rahmen des Systems) auch mal für die Belange der einfachen Truppe einsetzte (besseres Essen, Ausrüstung). Dieser Ruf als „Papa Stechbarth“ spiegelt sich in den positiven Rezensionen wider.

Historischer Bogen: Interessant ist für viele Leser der erste Teil: Stechbarths Weg vom Bauernsohn zum Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg und dann der nahtlose Übergang in die KVP (Kasernierte Volkspolizei) und spätere NVA. Es zeigt exemplarisch deutsche Militärbiografien des 20. Jahrhunderts.

Detailreichtum: Wer sich für Manöver, militärische Taktik des Warschauer Pakts und interne Abläufe der NVA interessiert, findet hier viele Details aus erster Hand.

Mangelnde Selbstkritik: Historiker und kritische Leser bemängeln oft, dass das Buch sehr apologetisch ist. Stechbarth hinterfragt das politische System der DDR kaum. Er bleibt bis zum Schluss der überzeugte General, der die NVA als „Friedensarmee“ verteidigt. Eine tiefe Auseinandersetzung mit den Schattenseiten (Schießbefehl, politische Unterdrückung) suchen Leser hier meist vergeblich.

Für ehemalige NVA-Soldaten ist es oft ein Stück nostalgische Erinnerung an ihren obersten Chef.

Für Historiker ist es eine Primärquelle über das Selbstverständnis der DDR-Generalität.

Es passt in Ihren Stapel als das militärische Gegenstück zu politischen Analysen – der Blick durch die Feldstecher eines Mannes, der bis 1989 fest im Sattel saß.